Denken

Erforschung der sich entwickelnden Zukunft der Medien mit Michael Monheim

Michael Monheim

Vivaldi freut sich, Michael Monheim als Partner, Medien & Unterhaltung, begrüßen zu dürfen.

Als ehemaliger Vizepräsident für Geschäftsentwicklung bei AccuWeather, der Partnerschaften in Europa und Lateinamerika förderte, verfügt Michael über jahrzehntelange Erfahrung in der Fernsehbranche und auf internationalen Märkten.

Zuvor war er fast zwei Jahrzehnte bei der Axel Springer Gruppe tätig, wo er das US-Geschäft leitete und dazu beitrug, dass sich das Unternehmen zum führenden europäischen Medienunternehmen innerhalb der US-amerikanischen Medien- und Agenturgemeinschaft entwickelte. Während seiner Zeit dort ermöglichte er es der Axel Springer Group, sich zu einem digitalen Verlag von Weltrang mit einer deutlich erweiterten Präsenz in Amerika zu entwickeln.

In dieser Frage und Antwort gibt Michael Einblicke in die Entwicklung des Fernsehens, die Auswirkungen neuer Technologien und was ihm außerhalb seiner Arbeit am meisten Spaß macht.

 

F: Wie sind Sie ursprünglich mit Vivaldi in Kontakt gekommen?

A: Ich habe Erich Joachimsthaler vor ein paar Jahren durch einen gemeinsamen Freund kennengelernt. Wir waren beide in zwei Organisationen mit "deutschen Führungskräften in den USA" aktiv.

F: Sie haben unter anderem bei AccuWeather, SevenOne Media in Deutschland und Viacom/MTV in Lateinamerika gearbeitet - wie haben Sie die Entwicklung der Fernsehbranche im Laufe der Jahre erlebt?

A: In den letzten Jahren haben sich die großen Rundfunkanstalten strategisch auf die Digitalisierung des Fernsehens konzentriert und fortschrittliche Fernsehprodukte entwickelt. Außerdem gibt es eine große Konsolidierung auf dem TV-Markt, um gegenüber den großen Playern wie Google, Meta usw. wettbewerbsfähiger zu werden.

Die digitale Transformation stellt die TV-Branche vor große Herausforderungen:

  1. Verlagerung/Rückgang der TV-Nutzung: Es findet eine beschleunigte Verlagerung zu OTT (Over-the-Top-Fernsehen) und VOD (Video on Demand) statt.
  2. Fragmentiertes Inventar: Verschiedene OTT-Plattformen, technische Herausforderungen (wie Adserving) und keine ganzheitliche Messung.
  3. Markt- und Unternehmensstruktur: Umwandlung von Silostrukturen intern/extern; großer Veränderungsprozess.
  4. Zunehmender Wettbewerb: Netflix, Amazon und Disney steigen in das AVOD-Geschäft (werbefinanziertes Video-on-Demand) ein; Googles TV-Angriff erhöht die Reichweite von CTV.

Die Digitalisierung des Fernsehens wird den Fernsehbereich neu positionieren, um die bestehenden TV-Einnahmen zu sichern und zu nutzen und Werbeprodukte zu entwickeln, die an einem wachsenden digitalen Markt teilhaben.

Während das lineare Fernsehen in den nächsten fünf Jahren rückläufig sein wird, wird Advanced TV (Programmatic TV, Total Video und Addressable TV) stetig wachsen. Dies wird die Werbeeinnahmen der Sender in Zukunft sichern und steigern.

Ich sehe die Entwicklung vom linearen zum digitalen/adressierbaren Fernsehen. Streaming und personalisierte Videoformate sind auf dem Vormarsch und die damit verbundenen Geschäftsmodelle werden die Zukunft für die Verlage und alle beteiligten Akteure bestimmen.

F: Welche Rolle hat der Standort/die Region bei Ihrer Arbeit gespielt, da Sie sich auf verschiedene geografische Gebiete konzentriert haben? 

A: Ich habe in Europa, den USA, LATAM und Asien gelebt und gearbeitet. In den vergangenen Jahren war es sehr wichtig, vor Ort präsent zu sein. Ich habe viel über Sitten und Geschäftspraktiken gelernt, was sehr wertvoll war. Ich reiste sehr regelmäßig in alle Märkte, die ich abdeckte, um persönlich in Kontakt zu bleiben.

Meiner Meinung nach spielt der Standort/die Region heute keine so große Rolle mehr. Man kann seine Arbeit perfekt von überall aus erledigen, und das wird auch mehr akzeptiert, vor allem nach dem Covid. Wenn es nötig ist, kann man immer reisen und Kunden oder Kollegen persönlich treffen.

F: Welche aktuellen Trends oder Herausforderungen beobachten Sie im Medien- und Unterhaltungsbereich besonders aufmerksam?

A: Die Zukunft basiert auf drei Bausteinen: Inhalte, Daten und Technologie. Die Kombination dieser drei wird die nächsten Jahre bestimmen (z. B. Apple, Netflix ...)

Auch Kryptowährungen. Da sich die Zahl der Verbraucher, die mit Kryptowährungen handeln, in den nächsten 12 Monaten verdoppeln wird, wird es einen gewaltigen Aufschwung geben. Es wird erwartet, dass Kryptowährungen den elektronischen Handel, Videospiele, Daten und NFTs antreiben werden. Kryptowährungen werden zu einer gängigen Zahlungsmethode werden. Sogar auf der Werbeseite. Sie wird vollständig integriert sein. Aber es ist noch nicht klar, wie das aussehen wird.

F: Wie wirken sich Ihrer Meinung nach die Pandemie und die Arbeit von zu Hause aus auf die Zukunft der Medien aus?

A: Nach der Pandemie haben die Verbraucher immer mehr Zeit mit Technologie und Medien verbracht. Da sich die gesamte Wachstumskurve nach oben verlagert hat, wird mehr Zeit der Verbraucher zu neuen Möglichkeiten für Wachstum und Unternehmensaufbau führen.

Das Internet der Dinge (IoT) wie AR/VR wird sich mehr und mehr durchsetzen - sowohl in Unternehmen als auch in Haushalten. Gamification wird Zugang zum Web3 schaffen. 2025 werden 10 bis 15 % aller Autos online verkauft werden. Andere Kategorien wie Schmuck und Möbel werden voraussichtlich wachsen.

F: Wie sieht Ihrer Meinung nach die Zukunft der Unterhaltungsbranche aus? Welche Möglichkeiten sehen Sie am Horizont?

A: Mit dem Einsetzen des Web3 werden wir mehr und mehr Interaktion der Verbraucher im Metaverse sehen. Das reale Leben verwandelt sich in ein digitales und andersherum. Marken müssen um Unterstützung und Wissen bitten, um Möglichkeiten zu erkennen.

Videospiele sind die nächste Technologie, die zum Metaversum führt, und Suche, soziale Kontakte, Einkaufen, Veranstaltungen und Bankgeschäfte werden zunehmend innerhalb von Videospielen stattfinden.

Der Großteil der Zeit und des Geldes, die für E-Commerce, VR, Musik und Videospiele aufgewendet werden, entfällt auf die Super-User (26 % aller Nutzer), und es wird entscheidend sein, sie optimal zu bedienen, um das Wachstum zu fördern.

F: Wenn Sie auf Ihre beruflichen Stationen zurückblicken, einschließlich der Zeit im digitalen Verlagswesen bei der Axel Springer Gruppe und im Business Development bei Blockbuster Video, was würden Sie sagen, ist die wertvollste Lektion, die Sie gelernt haben?

A: Die wichtigste Lektion ist, in Kontakt zu bleiben und die Beziehungen zu Geschäftspartnern, Kunden und alten Kollegen zu pflegen. Brechen Sie niemals die Brücken zu alten Arbeitgebern ab, denn die Welt ist sehr klein und noch mehr miteinander verbunden - man trifft sich immer zweimal.

F: Welches Buch oder welchen Podcast würden Sie empfehlen, und warum?

A: Bharat Anands "Die Inhaltsfalle". Darin geht es darum, wie man gut vorgeht und nicht zum Opfer der digitalen Transformation wird. Er beschreibt großartige Fallstudien (Tencent, Shibsted und NYTimes), die relevante Lektionen darstellen, aus denen man lernen kann, um Fehler bei der digitalen Transformation zu vermeiden. Ein wichtiger Aspekt ist, wie Inhalte die Konnektivität der Kunden in einer vernetzten Welt ermöglichen.

Für einen Podcast: Amobee Out Loud "Live von der Croisette", ein Gespräch über die diesjährigen Cannes Lions.

F: Was ist eine Ihrer Leidenschaften außerhalb der Arbeit?

A: Ich treibe leidenschaftlich gerne Sport - Tennis, Schwimmen, Rennradfahren und Skifahren. Früher habe ich an Leichtathletik-Wettkämpfen teilgenommen. Ich interessiere mich auch für Politikwissenschaft und Kunst und mag Geschichte. Reisen ist eine große Leidenschaft von mir. Es öffnet den Geist und rückt die Dinge in eine andere Perspektive.

Im Alter von 10 Jahren verließ ich mein Zuhause und ging auf ein Internat in der Schweiz. Die Leute kamen aus allen möglichen Ländern, hatten verschiedene Religionen und unterschiedliche Essensvorlieben. Man lernt wirklich, Menschen zu verstehen. Das hat mir in meiner beruflichen Laufbahn sehr geholfen, als ich beruflich oder privat viel gereist bin. Ich bin in der Lage, Kontakte zu Menschen in verschiedenen Regionen der Welt zu knüpfen. Das ist das Schöne am Reisen.